Der Artikel beleuchtet die Herausforderungen der kommunalen Wärmeplanung und bewertet die Realisierbarkeit des strategischen Planungsverfahrens. Dabei werden zentrale Aspekte und Erfolgsfaktoren des Prozesses aufgezeigt.
Die Kommunale Wärmeplanung (KWP) ist ein strategisches Planungsinstrument, das von der Bundesregierung im Januar eingeführt wurde. Es soll den Weg zur klimaneutralen Wärmeerzeugung und -nutzung bis 2045 ebnen. Doch wie realistisch ist dieses Verfahren? Welche Herausforderungen müssen bewältigt werden, um die ambitionierten Ziele zu erreichen?
Die KWP umfasst mehrere Phasen, die die Umsetzung des Plans strukturieren. Zunächst werden Gebiete identifiziert, die sich nicht für eine Versorgung durch ein Wärmenetz eignen. In den verbleibenden Gebieten werden die Bestandsdaten der Gebäude erfasst, einschließlich der aktuell genutzten Energieträger und Energieverbräuche. Diese Daten sind entscheidend, um die Treibhausgas-Emissionen zu ermitteln.
Im nächsten Schritt geht es um die Verbesserung der Effizienz und die möglichen Energieeinsparungen für Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme. Auch die Einbindungsmöglichkeiten Erneuerbarer Energien in die zentrale oder dezentrale Wärmeversorgung werden erhoben. Am Ende der KWP steht ein Fahrplan, der vorgibt, wie und wann in den einzelnen Gebieten klimaneutral geheizt werden soll.
Die kommunale Wärmeplanung Herausforderungen sind vielfältig. Eine der größten Herausforderungen ist die Akzeptanz der Bürger. "Die Kommunale Wärmeplanung ist komplex, daher gilt es die hohen Erwartungen, die an sie gestellt werden, gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern richtig einzuordnen", sagt Markus Staudt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie e. V. (BDH). Es muss deutlich werden, dass die Umsetzung Zeit und häufig hohe Investitionen erfordert.
Flexible, realistisch nachvollziehbare und wirtschaftliche Lösungskonzepte sind entscheidend, um die Akzeptanz der Bürger zu gewinnen. Denkblockaden helfen nicht weiter. Die KWP darf nicht zum Bremsklotz der individuellen Wärmewende werden. Der Ausbau von Fernwärmenetzen ist zwar geplant, steht aber wegen veralteter Strukturen in der Kritik. Eine transparente Umsetzung der KWP erfordert die kontinuierliche Information der Bürger und die Beteiligung aller betroffenen Personen und Organisationen.
Ein weiteres Problem ist die fachliche Neutralität und die Detailtiefe der Erhebungen. "Zwar steht das Umsetzungsgerüst zur KWP, aber wer setzt letztlich die geforderten Erhebungen fachlich neutral und in der benötigten Detailtiefe um?", fragt Andreas Müller, Geschäftsführer Technik beim Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK). Der unterschiedliche Umgang mit den Basisdaten und deren Verarbeitung geriet in Baden-Württemberg schon in die Kritik.
Der lokale Energieversorger darf in nicht seltenen Fällen als exklusiver KWP-Akteur sein künftiges Geschäftsmodell planen. "Als Umsetzer der Transformation müssen die fachlich betroffenen Handwerker und Gewerbetreibenden in die Kommunale Wärmeplanung eingebunden sein", so Andreas Müller weiter. Die KWP soll alle fünf Jahre ein Update erfahren, doch aktuelle Verfahren berücksichtigen oft nicht die üblichen Sanierungsanpassungen und Veränderungen der Lebensgewohnheiten der Bewohner.
Baden-Württemberg ist ein Vorreiter in der Umsetzung der KWP. Erste Erfahrungen und Abschlussberichte liegen vor. 104 größere Kreisstädte waren bis Jahresende 2023 verpflichtet, ihre Ergebnisse vorzulegen. Doch nur 71 Kommunen haben ihre Wärmepläne eingereicht. Die Gründe sind vielfältig: Personalmangel, Krankheitsfälle, EDV-Schwierigkeiten und die umfassende Öffentlichkeitsbeteiligung.
Das Erstellen der Wärmepläne kann teuer werden. Für eine Gemeinde mit 10.000 Einwohnern können die Kosten je nach Fläche und Struktur, Datenlage und Auftragsumfang bei mindestens 50.000 Euro liegen. Großstädte müssen wohl mit sechsstelligen Beträgen kalkulieren. Baden-Württemberg plant für Oktober einen Wärmegipfel, um die bisherigen KWP-Berichte auszuwerten und Empfehlungen für Kommunen zu erarbeiten.
Die Städte und Gemeinden sind die Hauptakteure in der KWP. Sie müssen entweder selbst tätig werden oder externe Umsetzungspartner engagieren. Nicht selten werden die ortsansässigen Stadtwerke und Energieanbieter mit den Planungsaufgaben betraut. Die Kommunen müssen wirtschaftliche Lösungen für alle Beteiligten suchen und über transparente Prozesse Akzeptanz in der Bevölkerung erzeugen.
Die Kommunale Wärmeplanung ist ein ambitioniertes und notwendiges Instrument, um die Wärmewende bis 2045 zu erreichen. Doch die Herausforderungen sind groß. Die Akzeptanz der Bürger, die fachliche Neutralität und die hohen Kosten sind nur einige der Hürden, die es zu überwinden gilt. Mit realistischen, wirtschaftlichen und transparenten Lösungskonzepten kann die KWP jedoch erfolgreich sein und einen wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität leisten.