TransnetBW und Octopus Energy starten ein innovatives Pilotprojekt, das die Flexibilität von Elektroautos nutzt, um die Netzstabilität zu verbessern. Erfahren Sie, wie diese Technologie das Energiesystem revolutionieren kann.
Die Übertragungsnetzbetreiberin TransnetBW und der Energieversorger Octopus Energy haben ein gemeinsames Pilotprojekt ins Leben gerufen, das die Flexibilität von Elektroautos zur Netzstabilität nutzen soll. Das Projekt, bekannt als OctoFlexBW, zielt darauf ab, die Netzstabilität in Baden-Württemberg durch intelligentes Lademanagement zu erhöhen und den marktbasierten Redispatch zu erproben.
Die Grundidee von OctoFlexBW ist einfach, aber wirkungsvoll. Octopus Energy gibt an, welche Kapazität es bei hoher Netzauslastung bewegen kann. Bei Engpässen kann TransnetBW diese Kapazität abrufen, woraufhin Octopus die Ladevorgänge der Elektroautos in günstigere Zeiten verschiebt. Dies geschieht im Rahmen intelligenter E-Auto-Tarife, die den Kundinnen und Kunden finanziell zugutekommen, indem sie günstigen Ladestrom erhalten. Gleichzeitig wird das Netz entlastet.
Dr. Werner Götz, Vorsitzender der Geschäftsführung von TransnetBW, betont die Besonderheit des Projekts: „Das Besondere an OctoFlexBW ist neben der großen Anzahl an teilnehmenden batterieelektrischen Fahrzeugen der nahezu vollständige End-to-End-Prozess von der Systemführung bis zur technischen Einheit.“ Die gewonnenen Daten sollen Rückschlüsse auf die Endkundenakzeptanz, die Zuverlässigkeit der Flexibilitätsbereitstellung und das zukünftige Potenzial von Elektrofahrzeugen zur Flexibilitätsbereitstellung geben.
Im Rahmen des einjährigen Pilotprojekts werden die geplanten Ladevorgänge von bis zu 1.500 BEVs von Octopus’ Kundinnen und Kunden in der Regelzone von TransnetBW netzdienlich gesteuert. Bastian Gierull, CEO von Octopus Energy Germany, hebt den Mehrwert für die Kundinnen und Kunden hervor: „Das Potenzial von E-Autos für die Stabilisierung der Netze ist riesig. Mit intelligenter Tech und der Vernetzung unserer beiden Plattformen gehen wir einen wegweisenden Schritt im Engpassmanagement.“
Gierull betont weiter: „Unser Ziel ist es, Endkundinnen und -kunden nicht nur einzubeziehen, sondern auch für ihre Flexibilität zu belohnen – mit günstigem Ladestrom und niedrigeren Netzkosten. So machen wir E-Mobilität noch attraktiver.“
Der Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und andere Veränderungen im Rahmen der Energiewende haben dazu geführt, dass der Bedarf an Netzengpassmanagement auf Seiten der Übertragungsnetzbetreiber gestiegen ist. Wird beispielsweise in Norddeutschland sehr viel Windstrom erzeugt, kann es vorkommen, dass die Transportkapazitäten zu den Verbrauchszentren in Süddeutschland nicht ausreichen. Durch Redispatch-Maßnahmen wird dann die Erzeugung in Norddeutschland z. T. abgeregelt und die Erzeugung hinter dem Engpass hochgefahren.
Durch die Ergänzung des bestehenden regulierten Redispatch-Regimes um eine marktliche Komponente, auch Redispatch 3.0 genannt, können die Redispatch-Kosten perspektivisch gesenkt werden. Zudem wird durch eine angemessene Vergütung die Integration von Kleinstflexibilität in den Werkzeugkasten der Netzbetreiber beanreizt. Damit wird das für Netzdienstleistungen verfügbare Flexibilitätspotenzial erhöht.
Mit „Intelligent Octopus Go“ bietet Octopus Energy seinen Kundinnen und Kunden einen intelligenten Stromtarif in Kombination mit einem von Octopus Energy installierten Smart Meter Gateway an. Dies ermöglicht es, Elektroautos dann zu laden, wenn Strom günstig und überwiegend aus erneuerbaren Energien erzeugt wird. Die Kundinnen und Kunden müssen nur einmal angeben, bis wann und bis zu welchem Ladestand ihr Elektroauto täglich geladen werden soll. Octopus automatisiert und optimiert dann die Ladesteuerung und garantiert im Gegenzug einen Ladepreis von maximal 20 Cent pro kWh.
So managt der Energieversorger die Komplexität im Hintergrund, während die E-Auto-Fahrerinnen und -Fahrer ohne großen Mehraufwand sparen. Dies macht die Nutzung von Elektroautos nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch wirtschaftlich attraktiver.
Datenaustausch und Redispatch, dafür steht die innovative IT-Plattform „DA/RE“. Diese unterstützt die Netzbetreiber bei den Informationspflichten, dem Datenaustausch und der Maßnahmenkoordination im Rahmen der Redispatch 2.0-Prozesse. Im Rahmen von OctoFlexBW wird Octopus Energy in der Rolle eines Aggregators die von DA/RE zur Verfügung gestellten Daten nutzen, um die angeschlossenen BEV zu steuern.
Die dabei gewonnenen Erkenntnisse dienen auch der perspektivischen Weiterentwicklung der DA/RE-Plattformlösung zur Einbindung von dezentralen Erzeugungs-, Speicher- und Verbrauchsanlagen jenseits des derzeit regulierten Redispatch-Regimes.
Um die Informationen aus DA/RE in intelligente Tarife zu übersetzen und damit Tausende von Ladevorgängen zu steuern, nutzt Octopus seine Software-Plattform Kraken. Hier fließen die Daten von TransnetBW mit weiteren Datenpunkten wie den individuellen Angaben der einzelnen Haushalte oder den Stromgroßhandelspreisen zusammen, um den bestmöglichen Ladezeitpunkt zu bestimmen.
In der Summe bilden die E-Autos so ein virtuelles Kraftwerk, das zugunsten des Netzes in Baden-Württemberg geregelt werden kann und damit zur Versorgungssicherheit beiträgt.
Nach Projektabschluss ist eine Vielzahl von Folgeprojekten denkbar. Eine Ausweitung auf andere Regelzonen oder die Einbindung weiterer Flexibilitätsquellen wie Wärmepumpen ist möglich. Octopus Energy und TransnetBW sind zudem bei weiteren Themen im Austausch, um die Flexibilität von Elektroautos für die Netzstabilität weiter zu nutzen.